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Amazonas: Die grüne Hölle

  • Autorenbild: Konrad
    Konrad
  • 21. Apr. 2022
  • 16 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Jan.

6 Tage voller Eindrücke, Aktivitäten, toller Menschen, Schweiß und Mückenspray






Das mit der "Grünen Hölle" war natürlich ein Spaß. Aber der Titel klingt so herrlich dramatisch. #clickbait Gerade meine Mutti war und ist im Kontext des Regenwaldes etwas kritisch gegenüber Kolumbien. Spinnen, Insekten, die vielen gefährlichen Tiere ...

Wie sagte dazu unser Guide nur zu gerne?


" Das hier ist kein Hollywood Film. Diese sind zu 95% Fiktion und 5% Realität. Viele dieser Tiere gibt es. Ja. Und wenn sie sich bedroht und genötigt sehen, greifen diese auch an. Aber in jedem Fall würden sie zuerst fliehen. "


Zu gern würde ich euch hier alles Wissen um die Ohren schmeißen, dass wir in Mitten unserer grünen Lunge erfahren haben. Aber wie ihr euch vermutlich denken könnt, habe

ich das Meiste davon schon wieder vergessen. Also schauen wir mal, wie sich der erste Urlaubsbericht so schreiben lässt.


Für den kleinen Eindruck und die gute Laune findet ihr am Ende noch ein Video.

Spoiler: Der Artikel ist lang.








Organisatorisches

Das Ganze war ein Ausflug, der von AFS Colombia organisiert wurde. Da der Amazonas natürlich gerade für Europäer etwas Sagenhaftes ist, wird diese Reise für alle Teilnehmer mindestens einmal pro Jahr angeboten. Die Tour dauert regulär 5 Tage und wird von Colombia Remote Adventures (Letivia) durchgeführt. Warum regulär? Dem gewissenhaften Leser mag an dieser Stelle aufgefallen sein, dass ich oben 6 Tage geschrieben habe. Das lag daran, dass unsere Fluggesellschaft das Datum des Hinflugs änderte und wir somit einen Tag länger vor Ort hatten. Zum Glück!


Was sagt denn der Preis?

Ich rede über Geld? Darf er das? O_o Ja, ich darf das. Ich finde Geld ist im Kontext von Reisen immer ein wichtiger Faktor und so werden ihr in jedem Bericht etwas dazu finden. Also ... Leider hing der Preis, den wir AFS überweisen hatten, sehr vom Zusagezeitpunkt ab. Begründet wurde das mit den Flugpreisen, was ich persönlich Quatsch finde, da die Flüge nicht so kurzfristig so viel teurer werden. Ich habe im Vergleich einen mittleren Preis von 2.350.000COP bezahlt. Darin enthalten war der gesamte Aufenthalt inkl. die Flüge von Bogota nach Leticia. Unser spontaner Tag extra kam mit 150.000COP hinzu. Meiner Meinung nach voll okay für einen ganzen Tag extra. Was noch? Die Anreise nach Bogota mussten wir selbst organisieren und extra zahlen. D.h. zunächst Transport von Popayan nach Cali im Auto, Flug nach Bogota und Übernachtung im Hostel, der der nächste Flug morgens 07:20 ging. Auf der Rückreise habe ich dann den Nachtbus genommen. Der ist zwar weniger bequem aber war nur halb so teuer wie die äquivalente Variante der Anreise.

Mit all dem Taschengeld für Essen und Artesanias vor Ort kommen wir damit auf knapp 3.000.000COP. Klingt viel? Ist es auch. Je nach Umrechnung entspricht das ca. 750€.

Aber wie sagt man so schön?

" Vale la pena! " - " Es lohnt sich! "







Anreise

Kurz und knackig?

Noch etwas mitgenommen von der Reise zum Eje Cafetero, von der ich erst am Vortag zurückkam, ging es früh 07:00 Uhr wieder los. Aus der dort gesammelten Erfahrung, habe ich einen privaten Shuttel-Dienst organisiert. Bus war mir mit meinem Kopfschmerzen einfach zu unbequem und zu unsicher.

( Vgl.: ÖPV von Popayan zum Flughafen Cali kostet ca. 40.000COP aber dauert je nach Verkehr 4-6h in einem vollen Bus auf schlechten Straßen. Wir haben 60.000COP bezahlt, sind im Auto gefahren und waren in 2,5h da. )

Mit kolumbianischen Sicherheitspuffer waren wir dann 5h vor Abflug am Flughafen. Erstaunlich entspannte 7h später waren wir dann im Hostel in Bogota und haben schon einige andere Teilnehmer kennengelernt. Nach einem etwas hektischen Abendessen in einer eher fragwürdigen "Pizzeria" und interessanten Gesprächen ging es dann für 4,5h ins Bett. 07:20 Uhr ging der Flug nach Leticia.


Das Hostel Bababuy in Bogota ist sehr nah am Flughafen und kann ich durchreisenden wirklich nur wärmsten empfehlen. Eine Nacht inkl. Frühstück kostet ca. 30.000COP.










Tag 1 - Maloka Wayruru

09:30 Ankunft in Leticia. Direkt beim Verlassen des Flugzeuges läuft man gegen eine schwül-warme Wand, die manche vielleicht von Urlauben aus der Türkei kennen. Tatsächlich ist es weniger warm, aber schwül.

Nach einiger Wartezeit am Flughafen auf unseren Guide und Transport, ging es dann los. Ein Bus hat uns 30 Teilnehmer und 3 Betreuer dann an den Waldrand von Leticia gefahren, wo wir unsere Führer für die nächsten 24h trafen. Beide Söhne von Stammeshäuptlingen, Schamanen oder wie sie da genannt werden abuelos - Opas.



Direkt zu Beginn unserer für 2h angesetzten Wanderung überquerten wir die brasilianische Grenze auf einer symbolischen Brücke. Von da an ging es ab in den Urwald. Durch fast hüfthohes Wasser, mit einem Baumstamm den Fluss überqueren und hier und da eine kleine Unterrichtseinheit.


  • Einige Bäume haben große, flache Wurzeln. Diese heißen Bambas. Schlägt man gegen diese, erzeugt es einen lauten, dumpfen Klang. Dieser wird von der indigenen Bevölkerung zur Kommunikation verwendet. Zur Kommunikation zwischen Dörfern, um Hilfe zu Rufen oder um den Wald bei Eintritt um Erlaubnis zu bitten. Von einem anderen Mann erfuhr ich auch, dass der Raum zwischen den Wurzeln bei Nacht der beste Ort ist, um sich zu schützen.

  • Termiten finden sich überall in klumpartigen Auswüchsen an Bäumen. Diese sind ideale Proteinquellen und sollen bei Atemwegsproblemen helfen.

  • Ameisen - es gibt Arten die als natürlicher Mückenschutz dienen. Dafür verreibt man sie sich einfach auf der Haut. Das riecht dann tatsächlich auch wirklich nach Insektenspray! Die Indigenen können natürlich nicht ständig Mückenspray verwenden. Das ist nicht nur teuer und schlecht für die Natur, sondern auf Dauer auch giftig.

  • Wurzelsysteme. Wie viele sicher aus der Schule wissen, ist der Boden im Regenwald nicht sehr tief. Lediglich knapp 60cm. Danach kommt Stein. Hinzu kommt, dass die obere Bodenschicht zwar sehr humusreich ist, sich aber eine Vielzahl von Pflanzen um die Nährstoffe etc. streitet. In dem Sinne haben viele Pflanzen zusätzliche Wurzelsysteme entwickelt. Zum einen gibt es äußere Bodenwurzeln. Wenn es viel regnet, steht der Boden buchstäblich unter Wasser. Dann können diese Finger überirdisch das Wasser aufsaugen. Zum anderen gibt es s.z.s. Stammwuzeln. Das sind spitze Auswüchse am gesamten Stamm. Diese fangen die Wassertropfen auf, während es regnet. Clever oder?



4h später sind wir dann im Dorf angekommen. Beim Stamm Wayruru. Nachdem wir all unsere nassen Sachen ausgezogen und unsere Stiefel ausgekippt haben, gab es zunächst Mittag essen. Kurz darauf ging es schwimmen. In der Nähe des Dorfes fließt ein kleiner, recht sauberer Seitenarm des Amazonas. Nahe der Brücke gab es auch einen Baum, von dem man aus ca. 5m in den Fluss springen konnte. Das wurde natürlich zu Genüge ausgekostet.


Nach einem kleinen Erkundungsspaziergang im Wald mit meinen Freunden wurde sich am Nachmittag in der Maloka versammelt. Die Maloka ist das Zentrum eines jeden Dörfchens, es ist das größte Haus und gehört der Familie des abuelos. Jegliche Zeremonien und Zusammenkünfte finden ebenfalls dort statt. Das Thema unserer Zusammenkunft war Coca. An der Stelle alles zu wiederholen würde nicht nur den Rahmen sprengen. Ich bin auch schlicht nicht in der Lage dazu. #AchtunggefährlichesHalbwissen #HörenSagenausderMaloka


Die Coca Pflanze ...

... wird seit jeher im Amazonas von den Indigenen kultiviert und verwendet. Dabei wird das gesamte Blatt verwendet. Hergestellt wird die Substanz mambe durch Trocknung und Mahlung der Blätter und anschließender Vermengung mit einer anderen Pflanze, mit welcher eine chemische Oxidation hervorgerufen wird und somit die entsprechende Wirkung entfaltet. Der ganze Prozess ist heilig und nur diejenigen, die in diesen Prozess eingeweiht und gelehrt wurden, dürfen mambe konsumieren, um Missbrauch zu vermeiden. Mamba wird gekaut. Es wird bei der Arbeit und langen Wanderungen konsumiert, um mehr Ausdauer und Stärke zu generieren. Zusätzlich auch bei Zeremonien und Zusammenkünften, um dabei besser kommunizieren zu können. Denn mit dessen Hilfe können sie besser auf ihr inneres, instinktives Wissen zugreifen und dieses entsprechend in Worte fassen.


Kleiner Einschub zum Thema Wissen:

In der westlichen Welt lernen wir viel über Theorie. Beispielsweise studieren wir 5 Jahre und fangen dann damit an zu arbeiten. Dieses Wissen ist meist kurzweilig eben theoretisch. Dabei steht uns in Büchern und dem Internet alles Wissen jederzeit zur Verfügung. Brennt eine Bibliothek ab oder wird eine Internetseite gelöscht, ist das schade aber nicht tragisch.

Bei den Indigenen gibt es weder noch. Studiert wird bei den abuelos und das für mehr als 20 Jahre. Durch Wiederholung, Praxis und Erleben, bis das Wissen in jede Faser des Körpers übergegangen ist. Eine viel grundlegendere Art des Wissens also. Damit aber auch ein viel instinktiveres Verständnis der Welt um sie herum. Mitschriften gibt es dabei nicht. Das Buch des Wissens ist in jedem Fall der abuelo. Ein lebendes Buch.

Das macht die Auswirkung der Völkermorde der Ureinwohner nur noch tragischer !


Warum gab es die Völkermorde? Zum einen im Kontext der Kolonisation. Zum anderen aber im Kontext von Kokain. Die Blätter der Coca Pflanze enthalten symmetrisch zur Mitte zwei weiße Adern. Diese enthalten die Stimulans. Entdeckt wurde dies erstmals vom Deutschen Albert Niemann um 1860 im Zuge seine Doktorarbeit. Nach der Anwendung in der Medizin fand Kokain natürlich schnell Anwendung als Droge, welche zu Beginn des 20. Jh. auch in den USA verboten wurde. Diese auf Missbrauch beruhenden Gesetze der Staaten hatten danach weitreichende Folgen für die Indigenen in Südamerika.


Was aber bedeutet Mambe abschließend für die Ureinwohner?

  • Bewusstsein

  • Arbeit

  • Wissen

  • Tradition

  • Kraft

  • Glaube

  • Energie

  • Leben

  • Liebe

  • Geschichte

  • und so viel mehr.

Nach unserem beschaulichen Talk in der Maloka, bei dem mir schon ordentlich der Hals kratzte, gab es Abendessen mit einer anschließenden Nachtwanderung. Ja genau. Wir sind im Dunkeln in den Regenwald. Erst in der Nacht lässt sich die Artenvielfalt der Fauna erahnen. Dabei haben wir das ein oder andere interessante Tierchen bestaunt und sogar ein paar Tarantulas gefunden! Nebenbei durften wir die Mondaugen bestaunen. Das sind leuchtende Pilze, die sich in bestimmten Blätter oder Holz am Boden finden lassen. Bei völliger Dunkelheit sieht so der Waldboden aus wie ein Sternenhimmel. Zusätzlich gibt es noch einen Wurm, den man auf der Haut verreiben kann, was durch Körperwärme ebenfalls anfängt zu leuchten. Ähnlich wie die altbekannte Zitronenfarbe. Nur eben ohne Ultravioletlicht.


Geschlafen wurde schließlich in Hängematten. Da hatte ich schon Angst um meinen Rücke. Aber abgesehen davon, dass ich mich in der Nacht dann wirklich erkältet habe, habe ich und die meisten anderen da erstaunlich gut geschlafen.











Tag 2 - Reserva Natural Marasha

Nach einer Morgendusche und Frühstück ging es dann auf eine neue Wanderung. Diesmal wirklich 2h und einen echt spaßigen Weg später kamen wir wieder am viel zu heißen Waldrand an. Dort verabschiedeten wir unsere beiden Führer und es ging mit den Bus zum Hafen von Leticia. Ich und mein Kumpel haben uns dort erstmal mit etwas zu viel Essen eingedeckt. Amazonas Limo, Empanadas de Yuca, Fisch vom Grill, Papaya, ...

Wir waren auf jeden Fall satt.

Von da ging es mit dem Boot (Lancha, trocha, barca, bote ... hay muchas palabras) einmal quer über den Fluss nach Peru.


Funfact: die Höhe des Flusses schwankt um 18m im Jahr. Manche Häuser schwimmen. Die, die auf Stelzen stehen, "überleben", da dort auch jedes Jahr der Erdboden mit angehoben wird.


Dort angekommen ging es weiter in kleinen Booten durch den Wald bis zu einem See. Das Zentrum des Reservats. Ein kleines Paradies in Mitten des Paradieses. Anschließend wurden die Zimmer verteilt, im etwas pelzigen Wasser im Holzpool gebadet und noch immer etwas satt das üppige Mittagsbuffet geplündert.


Am Nachmittag konnten wir entweder Fischen oder Kayak fahren. Das beworbene "Piranha-Fischen" war leider nicht möglich, da sich diese wie viele andere Tiere zur Regenzeit auf Nahrungssuche in den Wald verziehen. Mit viel Enthusiasmus wurden also die Kayak-Paddel geschwungen und zunächst der See etwas erkundet. Später gab es dann ein entspanntes Kayak-Meeting in der Mitte des Sees. Es wurde gelacht, Musik gehört, Papaya verspeist und mit Schalen um sich geschmissen.

- Eine Reise ist auch nur dann gut, wenn man die richtigen Leute bei sich hat. -

Als die anderen bei Dämmerung schon zurück fuhren, blieb ich mit meiner Bootsgefährtin noch draußen, wo wir nicht nur eine schöne Stimmung und tolle Gespräche teilen durften, sondern auch unglaubliche Fotos machen konnten.



Nach dem Abendessen gab es dann noch eine kleine Lehrstunde zum Thema Kaimane. Dazu weiß ich aber echt nichts mehr. Anschließend ging es nochmal im Boot aufs Wasser. Auf Kaiman-Jagt. Also sie haben Babys aus dem Uferbereich gefischt und wir konnten sie mal anfassen. :D Die sind erstaunlich hart und weich zu gleich. Sehr Verwirrend und schön.


Am Abend wurde noch ausgiebig getanzt, wovon ich mich aber auf Grund meines mit Rotze gefüllten Kopfes die meiste Zeit fern hielt und den Abend größtenteils mit Gesprächen verbrachte.







Tag 3 - Reserva Natural Marasha 2.0

Am Vormittag gab es wieder eine kleine Wanderung von 30min. Ziel war der Besuch eines Seiba. So heißt die größte Baum-Spezies des Regenwaldes. Vertreter können bis zu 500 jahre alt werden, bis sie meist durch ihre Größe an Nährstoffmangel sterben. Unser Vertreter war nicht der größte aber hatte einen grob ausgerechneten Durchmesser von 12m.

Nach einer kurzen Geschichtsstunde vor Ort über die vielen Legenden und Bedeutungen der Indigenen zu diesen Bäumen (über Himmel und Erde, Götter und das Leben selbst) wurde eine Mittelschwere Schlammschlacht veranstaltet. Davon konnte sich mein kranker, frierender Körper nur bedingt fernhalten. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sowas nicht witzig wäre. ; )

Funfact: Es gibt parasitäre Bäume. Deren Samen werden von Affen und Vögeln verbreitet. Diese keimen dann in den Gipfeln anderer Bäume, wo sie Lianen ausbilden. Diese wachsen in Richtung Boden, wobei sie beginnen, den Stamm des Wirts zu umschließen. Am Boden angekommen, beginnen die Lianen Wurzeln zu bilden und stetig um den Hauptstamm herum zu wachsen. Schließlich ist am Boden irgendwann nur noch ein normaler Baum zu sehen mit einer normalen Krone. Doch in dessen Inneren befindet sich noch immer der ursprüngliche Baum. Es sieht also so aus, als würde ein Baum/Palme aus einem anderen heraus wachsen. Der ursprüngliche Baum wird dabei zum einen ausgesaugt, sowie auch erwürgt.





Zur Mittagszeit wieder am Seehaus angekommen, wurde sich zunächst am Pool gewaschen, gewärmt und anschließend in einer sich ausbreitenden Müdigkeit am Mittagessen gelabt.


Was soll man sagen. 3 Tage Urwaldprogramm schlauchen eben und so freuten wir uns alle schon auf die für den Nachmittag angekündigte Freizeit und die Kayaks.


Spontan wurde jedoch ein Ausflug zu einem nahen Dorf angeboten, wo uns Artesanias und Tänze versprochen wurden. Etwas widerwillig, mi der Angst etwas zu verpassen, sind schließlich fast alle mit. Zum Glück! Die Wanderung entlang des Hauptflusses führte uns durch gänzlich andere Landschaften, die eine willkommene Abwechslung zum schon bekannten Regenwald darstellten. Zum Teil waren ich und meine Freunde sogar allein unterwegs, was an Tagen in einer so großen Gruppe, eine Wohltat für die Seele war. Neben all diesen Genüssen konnten wir Papayas direkt von der Palme pflücken, sowie Lulu und Guava direkt vom Busch kosten. Einen kleinen Regenschauer später, zeigten uns die Damen des Dorfes typisch peruanische Tänze und luden zum Mitmachen ein. Ein paar Artesanias, etwas Geld weniger und eine genüssliche Kokosnuss später ging es in einem kleinen Holzboot zurück zum Ausgangspunkt. Den Rückweg zu laufen hätte uns auch echt gekillt. :D




Der Abend gestaltete sich schließlich denkbar entspannt mit ausgedehnten Gesprächen

und brasilianischen Bier in Hängematten. Eventuell trug auch der kleine Sternfrucht-Exzess beim Abendessen zum entspannten Rauschgefühl bei. Aber wer weiß das schon.








Tag 4 - Mocagua

Nach den beiden kurzen Erzählungen der vorherigen Tage erscheint es sicher nicht verwunderlich, dass kaum jemand dieses wunderbare Fleckchen Erde in Peru verlassen wollte. Doch ab ging es ein weiteres Mal, wieder über den Amazonas im Boot. Knapp eine Stunde waren wir unterwegs, in der, weil durch die Lautstärke Gespräche unmögliche, ein jeden die Müdigkeit heimsuchte.


Als wir bei Mocagua ankamen, dauerte der Regen vom Vorabend noch immer an. An der Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass wir zu Beginn schon vor den unberechenbaren Regengüssen des Amazonas gewarnt wurden. Allerdings hatten wir bis dahin immer großes Glück und es regnete nur einmal in der Nacht.

Mocagua ist eine Kommune der Tikuna, die sich dem Schutz des Ökosystems und speziell dem von Primaten verschrieben hat.

Müde und nass schlurften wir also zu unserer Unterkunft, wo wir zunächst mit einer Pause, unzähligen Küken und Mittagessen entzückt wurden.


Anschließend ging es auf zur Affenstation. Zunächst zu Fuß und anschließend in Boot. Währenddessen haben wir kleinen süchtigen Geier direkt wieder Sternfrüchte gefunden und verspeist.

Aber zurück zum Thema. In der Station ist leider (m.M.n.) nicht so viel passiert. Nach einem kurzen Vortrag zur Geschichte der Station konnten wir ein paar Affen aus nächster Nähe sehen und ein Faultier- Baby bewundern.

Versteht mich nicht falsch. Das ist beides echt total super und wir waren auch alle etwas kaputt, wodurch es im Nachhinein total genügte. Aber irgendwie hatte ich mir zuvor etwas mehr Wissensvermittlung/Erleben vorgestellt.


Nachdem ich auf dem Rückweg eine kleine Sternfrucht-Überdosis hatte, folgte das Abendprogramm. (Natürlich haben wir noch mehr davon gefunden...) Zunächst wurde uns das präsentiert, was wir schon lange befürchteten. Eine fette Made/Wurm. Neben all den nützlichen Infos, die ich gekonnt ignorierte, wollte er sie uns mit einer etwas merkwürdigen Argumentation verkaufen.

" Viele denken immer, dass diese Larven dreckig und voller Parasiten sind. Aber das stimmt nicht. Sie ernähren sich ausschließlich von totem Palmholz und bestehen daher zu fast 100% aus Palmöl. Und das ist bekanntlich total gesund und ungefährlich."

Ich hoffe man merkt den fehlenden Zusammenhang von Argument und Gegenargument. Hinzu kommt, dass es weder Wurm noch Made ist, sondern die Larve eines großen Käfers. Das Essen dieser Larve ist natürlich aus diversen Gründen gesund..

Ich nehme direkt vorweg, dass ich und einige Freunde von vornherein entschieden auf das delikate Angebot verzichtet haben.

Die Meinung der Übrigen ging auseinander. das Spektrum reichte von lecker, okay, schmeckt nach nichts außer Öl (pures Öl ist ja auch gar nicht eklig ^^) zu ausspucken und Würgereflex. Ich glaube ich habe nichts verpasst. Übrigens: im Normalfall isst man die Larve natürlich tot. D.h., dass man schon vorher den Kopf entfernt.


Etwas ungeduldig wollten wir dann schon zu einem Spaziergang aufbrechen, als das Programm weiter ging. Huito heißt in dem Falle das Zauberwort. Huito ist eine zitrusartig wirkende Frucht, deren Saft als Farbe verwendet wird. Um genau zu sein, wird die Frucht gerieben und anschließend die Masse ausgepresst. Der Saft reagiert dann mit der Luft und erzeugt in einem oxidativen Prozess eine dunkelblaue Farbe. Diese bleibt anschließend 7-14 auf der Haut. Es ist also quasi wie ein Henna-Tattoo. Entsprechend sollte man nach dem Auftragen auch ca. 1h auf seine Kleidung verzichten. Die Farbe wird nicht nur für Tarnung oder Rituale verwendet, sondern soll auch bei Narben und anderen Hautproblemen helfen. Selbstverständlich wurde diese Farbe nicht nur für künstlerisch kreative Motive verwendet, sondern im Eifer des Gefechts auch für diverse Missstaltungen und Geschlechtsteil-Kalligrafien. Na klar.

Währenddessen verzückte unser Guide uns mit einer Story aus seinem Leben und einer Erzählung seiner Familie.


Den Abend ließen wir schließlich wieder mit dem ein oder anderen Tänzchen, Gesprächen und einem brasilianischen Bierchen auf dem Fußweg ausklingen. Wie das ein braver Deutscher im Sommerurlaub in der Hotelanlage eben so macht.








Tag 5 - Puerto Nariño

Ein weiteres Mal gestaltete sich der morgendliche Aufbruch etwas hektisch und wurde von einer weiteren langen Bootsfahrt begleitet. In Puerto Nariño angekommen stellten wir zunächst unsere Taschen im Hotel ab und kauften uns voll Sabber, verursacht durch den Markt, den wir unterwegs passierten, Eis aus Urwaldfrüchten, die wir noch nie gehört haben.


Dann ging es direkt weiter ins Museum Fundacion Natütama. Dort wurde uns mit viel Begeisterung über Urzeittiere des Amazonas berichtet, die heute noch immer dort Leben. Von rosa Delphinen, über 3m lange Fische, bis Schildkröten und entsprechender Geschichten der jeweiligen Indigenen. Neben all der interessanten Fakten muss ich sicherlich nicht extra erwähnen, dass das Müdigkeitsmonster währenddessen das ein oder andere Opfer gefunden hat. Erlösung gab es anschließenden Restaurantbesuch.


Nach einer kurzen Siesta und dem Bezug der Zimmer führte uns das Programm wieder aufs Boot. Delphin-Seeing stand auf dem Plan. Und es dauerte gar nicht lang, bis uns das Glück besuchte. Bereits im Hafen konnten wir flüchtige Blicke auf einige rosa Delphine erhaschen.

Funfact: Die Babys der rosa Delphine sind grau. Im Laufe ihrer Pubertät färben sie sich erst rosa, was zum Teil auch der Ernährung geschuldet ist. Ähnlich wie bei rosa Flamingos. Sie unterscheiden sich aber noch mehr von den typischen Delphinen. Zum einen ist ihre Rückflosse nicht spitz sondern abgerundet und flach. Außerdem sind sie deutlich beweglicher als klassische Delphine. Um bei Hochwasser auch Nahrung im Wald zwischen den Wurzeln zu finden, können sie sich seitlich bewegen. Graue Delphine würden dort schnell stecken bleiben. Typischerweise halten sich die rosa Delphine im agua negro auf. Also dem stillen Wasser der Wälder und Lagunen. I.A. leben im agua negro gänzlich andere Spezies als im agua turbulento.


Die Tour führte uns weiter in die nahegelegene Laguna. Dort haben wir zwar leider kaum Delphine sehen können, sind aber für knapp 1h schwimmen gewesen. Natürlich (meistens) mit Schwimmweste. Dabei war es erstaunlich, wie stark und schnell durch die Strömung die Wassertemperatur zwischen recht kalt und unangenehm warm schwankte.




Zurück im Hafen konnten wir zum Glück unsere Betreuer davon überzeugen, einen Programmpunkt zu streichen, wodurch wir den restlichen Abend frei hatten. Und so führte unser Weg uns durch allerlei Schleckereien, die wir finden konnten. Leider hatte der Großteil des Marktes schon geschlossen. Aber sonst wären wir danach vielleicht auch arm gewesen. Schließlich bin ich mit einer Freundin noch auf den Mirador von Puerto Nariño gegangen, wo wir die Zeit vergaßen, ich wieder tolle Fotos machen konnte und wir den Sonnenuntergang über dem Amazonas genossen.


Nach einem reichhaltigen Abendessen im Hotel führte uns der Bewegungsdrang wieder auf die Straße, wo wir uns in unserer nun schon recht großen Gang schließlich etwas Bier kauften und den Abend ausklingen lassen wollten. Nach einem Blind-Beer-Tasting, und ja ich habe alle erkannt, zog uns eine nahegelegene Tanzbar fast magisch an. Diese Metapher ist nicht ganz abwegig, da wir uns einige Stunden darin verloren. Alkohol floss an diesem Abend gar nicht mal viel. Die Ausgelassenheit auf der Tanzfläche war dafür umso größer. Gegen 12 ging es dann zurück zum Hotel, doch an Schlaf war da für einige noch lange nicht zu denken.








Tag 6 - Leticia und Abreise

Knapp 4h Schlaf später ging es flink zum Hafen und ab zurück nach Leticia. Der Abflug stand an und daher galt es, die wenige Zeit vorher zu nutzen.


Eine Erstaunlich kurze Boots-Fahrt später im Hafen von Leticia angekommen, ging es im Gänsemarsch zum Bus. Was soll ich sagen? Mein Kumpel und ich, wir kleinen Schlawiner, sind kurz aus der Reihe in den Markt geschlüpft für eine kleine Nascherei und hätten damit fast den Bus verpasst. Mit diesem ging es dann an die brasilianische Grenze und von dort aus zu Fuß weiter zum Schokoladen-Museum.

Funfact: Leticia ist eine zweigeteilte Stadt und damit lediglich der Name des kolumbianischen Teils. Der brasilianische Teil heißt Tabatinga. Da es quasi eine Stadt ist, gibt es keinerlei Grenzkontrollen.


Mit großer Enttäuschung stellte ich dann fest, dass es gar kein Museum, sondern lediglich ein großer Süßigkeitenladen war. Mit langen Überlegungen und viel Geld wurde dort dann für Freunde, Gastfamilien und sich selbst eingekauft. Dabei erwähnen wir mal lieber nicht, dass sich Einige auch genüsslich und ausgiebig am Likör-Probier-Tresen bedienten.


Nach einem kurzen Abstecher zum Mittagessen ging es dann auch schon wieder zum Flughafen, wo wir unseren Guide Ramiro verabschiedeten.

An der Stelle möchte ich mich virtuell nochmal bei ihm bedanken. Einen Besseren Reiseleiter kann man sich eigentlich nicht wünschen. Er war entspannt, hat uns stets gern geholfen, jegliche Frage beantwortet und uns auch wirklich persönlich begleitet. Bei uns Jungs wusste er z.B. schnell, dass wir auf Früchte stehen und hat uns das ein oder andere Mal auf einen Busch oder Strauch hingewiesen oder etwas Neues gezeigt.


Etwas Zeit im Flughafen und bemalte Flaggen/Tshirts später ging auch schon unser Rückflug um 15:00 nach Bogota. Bevor ich anschließend zum Terminal fuh,r folgten noch die tränenreichen Abschiede am Flughafen. Viele der Teilnehmer.innen sind im Schülerprogramm und werden daher schon im Juni zurück nach Deutschland fliegen. Kaum Zeit also, um sich bis dahn noch einmal zu sehen.

Mein Bus fuhr schließlich knapp 18h. Zum Glück konnte ich fast die ganze Zeit schlafen. Jedoch kam ich schließlich mit einer Mittelohrentzündung und einer neu erflammten Erkältung an Tag 8 wieder in Popayan an.





Fazit

Viel kann ich an der Stelle gar nicht sagen. Man kann sich sicher vorstellen, dass es im Amazonas viel mehr Eindrücke und Informationen gab, als man auf einmal verarbeiten kann. Und wenn man in einer großen Gruppe unterwegs ist, steht ja auch etwas der soziale Aspekt im Fokus. Abschließend kann ich sagen, dass es die Kombination aus Erlebnissen, Aktivitäten und den tollen Menschen war. Es ist fast schon clichéhaft, wie manche Freundschaften da so abgelaufen und entstanden sind. Gespräche über Treffen in Deutschland nächstes Jahr sind auch schon im Gange. Ich bin gespannt.


750€ für eine Woche klingt viel? Ja es ist für kolumbianische und auch für deutsche Verhältnisse nicht wenig. Aber es war es sowas von wert. In jeglicher Hinsicht. Solltest du als AFS Teilnehmer.in oder als Privatperson überlegen, in den Amazonas zu fahren: MACH ES.





Hier unten findest du noch das angekündigte Video. Genieße es und erfreue dich an den Eindrücken. Ich erfreue mich wirklich jedes Mal aufs Neue.




In dem Sinne...

verabschiede ich mich für heute

Tschüdelü.


Alles Liebe

dein Konrad

Sonnenstern-Gang Mitbegründer

Liebhaber

erfolgreicher Salto und Merengue-Neuling






 
 
 

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